Über die Station

Unsere heimischen Eichhörnchen sind faszinierende kleine Waldkobolde und jeder der in den Genuss kommt, sie zu beobachten, kann sich ihrem Charme nicht entziehen. Doch leider sieht es für die kleinen Nager nicht rosig aus. Die Monotonie unserer Wälder begrenzt ihren Lebensraum und die Gefahr, einem Auto, einem Hund oder einer Hauskatze zum Opfer zu fallen ist sehr gross.

Es ist wichtig, dass alle verletzten oder verwaisten Eichhörnchen, welche von Menschen gefunden werden, eine zweite Chance bekommen. Alle diese Findlinge müssen um ihr Überleben kämpfen, da diese kleinen Wesen sehr schnell unterkühlt und dehydriert sind.

Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht Eichhörnchen aufzuziehen und zu pflegen, um sie anschliessend gesund und kräftig wieder auszuwildern. Natürlich sind wir eine offizielle Station, mit allen nötigen Bewilligungen und mehreren Volieren zur artgerechten Aufzucht, Haltung und späteren Auswilderung.

Wir arbeiten sehr eng mit Dr. med. vet. Markus Trüssel aus Bremgarten zusammen, welcher uns sehr grosszügig bei der medizinischen Versorgung mit Rat und Tat zur Seite steht.

Die Baby - Station

Da Eichhörnchenbabies anfangs Tag und Nacht alle zwei bis drei Stunden gefüttert werden müssen, befindet sich die Baby-Station im Wohnhaus. Das Zimmer ist, neben einer Schlafmöglichkeit für mich, mit vier Volièren für halbwüchsige Eichhörnchen ausgestattet. Diese Volièren sind mit Baumstämmen, frischen Ästen und verschiedenen Versteckmöglichkeiten bestückt. Als Bodensubstrat verwenden wir Holzschnipsel, da die Kleinen schon früh beginnen ihre Nüsse zu vergraben.

Jeder Neuzugang kommt zuerst ca. 48 – 72 Stunden in Quarantäne, um eventuelle Krankheiten zu erkennen und um nicht etwas einzuschleppen das die Anderen gefährden könnte.

Im Babyzimmer ist Hygiene sehr gross geschrieben, da die Kleinen ein noch nicht ausgereiftes Immunsystem haben. Nach der Quarantäne wird das Findelkind in eine Gruppe von max. sechs Gleichaltrigen integriert.

Erwachsene Eichhörnchen pflegen wir separat von den Jungtieren. Sie brauchen viel Ruhe und sind sehr stressanfällig.

Die ganz kleinen Eichhörnchen, welche noch viel schlafen, bringen wir in Kisten unter. Dort schlafen sie in Gruppen von zwei bis sechs Tieren auf Wärmekissen. Während der Hochsaison im Sommer kann es sein, dass bis zu fünf Kisten Platz finden müssen. Zu dieser Zeit bleibt für die Betreuer, neben sehr wenig Freizeit, auch wenig Platz und Zeit zum Schlafen.
 
Sind die Hörnchen dann so um die fünf Wochen alt und zeigen sich immer aktiver, wechseln sie in eine der vier Zimmervolièren. Sie sind dann typische kleine Teenager und halten uns den lieben langen Tag voll auf Trab, da sie natürlich beschäftigt werden wollen. Die Jungtiere bleiben so lange in der Baby-Station, bis sie motorisch genug fit, vollständig von der Aufzuchtsmilch entwöhnt und auf feste Nahrung umgestiegen sind.
 

Die Aussen-Volière

 

Die Aussenvoliere ist eine 24 m3 grosse Volière, welche direkt im Garten, neben dem Wohnhaus erbaut wurde.

Dieses Gehege ist mit Tannen, Baumstämmen, Schlafhäuschen und Beschäftigungsmöglichkeiten ausgestattet. Regelmässig werden frische Äste von Laub- und Nadelbäumen hineingehängt und die verdorrten Äste entfernt.
Die 8 – 12 Wochen alten Jungtiere, welche schon selbstständig fressen und trinken können, bleiben noch etwa zwei Wochen in dieser Volière. Sie werden nun langsam vom Menschen entwöhnt.

Die Eichhörnchenkinder lernen in natürlicher Umgebung ihre Kletterfertigkeiten zu perfektionieren, selbständig Nahrung zu suchen und gewöhnen sich an den richtigen Tag- Nacht-Rhythmus. Die Eichhörnchen werden so langsam wieder wild.
In diesem Alter sind Eichhörnchen schon sehr aktiv und kaum noch zu bändigen. Ihre Krallen sind bereits so spitzig, dass sie die menschliche Haut verletzen können.

In der Aussenvolière lernen die Jungtiere Nüsse richtig zu knacken. Auch beginnen sie schon einzelne Nüsse zu vergraben, um so zu üben, wie man sich Nussvorräte für den Winter anlegt.

In dieser Volière leben ebenfalls die Eichhörnchen, welche aufgrund von Handikaps nicht mehr ausgewildert werden können.

Die Auswilderung - Volière

Die Auswilderungsvolière befindet sich auf einem gepachteten Waldgrundstück im Kanton Luzern. Sie misst 45 m3 und ist auf Pfählen gebaut, da der Untergrund sumpfig ist.
 
Diese Volière besteht aus zwei Teilen: Der Teil, in welchem die Eichhörnchen 2 – 3 Wochen vor ihrer Auswilderung leben und dem Auswilderungsteil, welcher durchgehend mit der Natur verbunden ist. Die beiden Teile sind durch verschliessbare Klappen voneinander abgetrennt.
 
In den Auswilderungsteil können die ausgewilderten Eichhörnchen jederzeit zurückkommen. Dort erwartet sie Wasser und Nahrung. Rund um die Auswilderungsvolière sind Häuschen aufgehangen, welche die Eichhörnchen anfangs zum Schlafen nutzen können, bis sie ein eigenes Revier gefunden haben.
 
In der Auswilderungsvolière vermeiden wir den persönlichen Kontakt mit den Eichhörnchen, um ihnen den Start in die Freiheit zu erleichtern. Zu diesem Zeitpunkt sind sie bereits sehr scheu und wild. Perfekte Voraussetzungen für eine erfolgreiche Auswilderung.

Auswilderung

Eichhörnchen wildern wir im Alter von ca. 16 Wochen aus, je nachdem wie fit die einzelnen Tiere der jeweiligen Gruppe sind.

Wildern wir die Eichhörnchen aus, so öffnen wir die Klappen zum Auswilderungsteil, warten eine bis zwei Wochen bis alle Tiere aus der Volière entschwunden sind und verschliessen die Klappen danach wieder. 

Wir sind sehr für die sanfte Auswilderung. Wenn wir die Findlinge in die Freiheit entlassen, sind wir uns sicher, dass sie dafür genug fit, selbständig und wild sind. Wir lassen jedem Eichhörnchen genug Zeit, damit es die Welt in seinem Tempo erobern kann. 

Nach der Auswilderung stellen wir sicher, dass die Eichhörnchen bei der Auswilderungsvolière jederzeit Nahrung und Unterschlupf finden können.

Zu meiner Person

Ich bin Andrea Turnell und gründete 2007 zusammen mit meiner ältesten Tochter Belinda diese Station. Mittlerweile sind Cindy und Brigit zu unserem Team dazugestossen, ohne welche wir das Ganze nicht bewerkstelligen könnten.

Mit Tieren habe ich mich schon immer sehr wohl gefühlt. Speziell Wildtiere üben eine grosse Faszination auf mich aus. Es hat sich immer ab und an ergeben, dass verwaiste Jungtiere zu mir gebracht wurden. So haben wir schon einige Haus- und Wildtiere aufgezogen.

Bis heute haben wir schon sehr viele kleine Eichhörnchen (auch verletzte adulte Tiere) gepflegt und aufgezogen, unser Wissen und unseren Erfahrungsschatz erweitert, hatten viele, viele schlaflose Nächte und natürlich auch sehr viele fröhliche und vor allem lustige und innige Momente erlebt.Nun ja, und auch einige Traurige, wenn es bei aller Liebe und Pflege dann doch nicht klappte und wir für die Findelkinder nichts mehr tun konnten.. Aber auch diese Momente gehören zum Leben dazu…Das tollste ist dann aber, wenn man die kleinen Findlinge nach einigen Wochen intensiver Pflege wieder gesund in die Freiheit entlassen darf!

Wenn man sieht, wie flink und behände sie den Wald wieder für sich erobern, erfüllt einem eine tiefe Dankbarkeit. Das sind immer sehr berührende Momente, Momente in denen sich zeigt, dass sich all die Mühe und Zeit gelohnt hat.

Ich werde immer wieder gefragt, ob es mir nicht schwer falle, die Hörnchen wieder weggehen zu lassen?

Ja, klar … ABER …

Abschiednehmen gehört zum Leben dazu und es ist doch der schönste Moment, wenn ein Wildtier gesund und voller Leben wieder an seinen Bestimmungsort zurückkehrt! Das ist, was ich mitnehme und mir von meinen Schützlingen bleibt. Ihren Sinn im Moment zu leben, ihre Lebensfreude und ihr Mut, Ihr Vertrauen in eine gute und gerechte Welt.